Donnerstag, 17. Juni 2010

Neue Möbel, neues Glück

Ich stehe im Regen und merke, dass mein Haar langsam bappig wird, während ich den polnischen Gastarbeitern zusehe, wie sie meinen Schreibtisch in ihren weißen Van laden.
Meinen Schreibtisch, das rot gestrichene Möbiliar, auf dem du mir in trunkenen Nächten mit schwarzem Edding deine Liebe bezichtigt, mir Herzen gemalt und meine Augen hast feucht werden lassen. Ein Stück zusammengeschreinerte Scheiße und mein ganzes Herz hängt daran.
Gastarbeiterin Olga, dass sie Olga heißt weiß ich, weil Gastarbeiter Paul sie in ohrenzerfetztender Lautstärke gerufen hat, dass Paul Paul heißt weiß ich wiederum, weil, bla, bla bla, jedenfalls hievt Olga meinen Schreibtisch mit ihren braungebrannten Unisexarmen in den Van, und während die Ecke abbricht, weil Olga es mit allem nicht so genau nimmt, hab ich das Gefühl, meinem Herzen bräche eine Ecke ab. Ich fange an laut zu heulen und Olga ist verwirrt und denkt offensichtlich nach, ob sie mir womöglich den Unisexllenbogen an den Kopf gerammt hat, und Paul überlegt das auch. Mein Schreibtisch bleibt trotzdem im Van. Ein letztes mal schaut mir der allzu bemalte Tisch entgegen, dann schmeißt man die Türen vor meiner Nase zu, steigt ein und fährt.
Ich hebe die Hand zu einem letzten Gruß und heule ganz laut.
Jetzt sitze ich hier, an meinem Sekretär und vermisse einen, im Sommer aus Schranktüren und zwei alten Schreibtischen gebastelten Monstertisch.
Aber ich muss loslassen, sage ich mir, Alia, du musst loslassen, sage ich

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2 Kommentare:

Melinda hat gesagt…

das mit den haaren ist gut geschrieben :))
und das erste bild ist sehr hübsch!

Karolina hat gesagt…

Haett grad fast geheult, mein Herz klebt auch imemr so schrecklich an Scheisse. Ich habe noch ein Paeckchen Kaugummi mit einem Streifen in meiner Lederjacke.